
Bemerkung:
Epikur vertrat die Auffassung, daß der Mensch mit dem Tode vollständig verlösche.

Ich verstehe nicht was gemeint ist mit "Wenn es der Tod ist ..." Worauf bezieht sich "es"?
Und wie findest du diese Formulierung?
Ist der Tod da, bin ich es nicht. Bin ich da, ist der Tod es nicht.

Mir gefiel die Formulierung damals auch nicht. Ich wollte mich ursprünglich freier ausdrücken und etwas anderes schreiben; ich weiß aber nicht mehr genau, was.
Verstanden habe ich es so: Wenn mich der Tod ereilt, so bin ich nicht mehr, daß ich ihn fürchten müßte: ich bin durch ihn verloschen. Bin ich aber noch, so war es nicht der Tod, der mich ereilte.
„sein“ ist hier als Vollverb gemeint (wie in „Ich denke, also bin ich“).

Also die Geschichte mit dem Tod habe ich schon verstanden, die ist ja auch höchst einfach. Auf meine Frage habe ich leider noch keine Antwort erhalten.

Nebenbei bemerkt: Würden die Menschen genauer auf die Worte achten, gäbe es dann überhaupt Todesangst in dieser Welt? Ich nehme an, was die Menschen tatsächlich fürchten ist nicht der Zahnarzt, sondern das Bohren; nicht der Tod, sondern das Sterben.

Es geht hier wohl nicht nur um das Verscheiden selbst, sondern auch um das, wovon man glaubt, daß es danach noch komme. Hier vertritt Epikur die Auffassung, daß der Tod Verlöschen ist. Nach dem Zahnarzt kommt gewissermaßen kein Bohren mehr. Das Bohren ist ein Mythos, den man nicht zu fürchten braucht. Es gibt nichts zu fürchten außer das Verlöschen selbst. Aber wenn dieses eintritt, kann es einen nicht mehr bekümmern. Also ist auch dieses an sich nicht zu fürchten. Zu fürchten ist höchstens, daß man das, worin man jetzt verhaftet ist, wird loslassen müssen.
Wie dem auch sei — Dein Vorschlag scheint es nicht so ganz zu treffen. Das klingt ein bißchen nach Versteckspiel („Wenn der Tod hier ist, bin ich woanders“), was ja nicht die Aussage sein soll. Worauf sich das „es“ bezieht? Wohl auf etwas nicht Erwähntes, das einen befällt.
Aber glücklich bin ich mit dem Satz wie gesagt nicht. Das heißt, ich bestehe überhaupt nicht darauf, daß er so bleiben soll. Wenn Du also weitere Vorschläge hast, laß sie mich vernehmen. ☺
Ich werde auch noch ein bißchen darüber grübeln.

Nun ist es leider so, dass Epikur nicht mehr ist. Er kann sich gegen all unsere Übersetzungsversuche nicht mehr wehren. Und wir können nur versuchen und hoffen uns nicht zu weit von ihm zu entfernen. Allerdings eine glasklare Formulierung wie im Philosophielehrbuch oder im Lexikon kommt nicht in Frage, es muss schon eine in einem gewissen Maße lakonische Formulierung sein um den vorgegeben Stilrahmen nicht zu verlassen. So kann man auch, den von mir vorgeschlagenen Satz auf doppelte Weise deuten, was ich auch gar nicht schlecht finde. Neben der von dir erwähnten alltagsweltlich-bildhaften Interpretation ("Hoppla, hat der Tod aber heut' ein Pech; ich bin grad nicht zu Hause.") gibt es eine zweite, etwas abstraktere, die, m.E. mit der philosophischen Botschaft Epikurs übereinstimmt. In ihrem Sinne gelesen bedeutet "da sein" in dem Satz
"Ist der Tod da, bin ich es nicht. Bin ich da, ist der Tod es nicht."
Dasein im Sinne von Existenz. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt bin ich, Epikur, entweder lebendig oder tot, existent oder nichtexistent. Mein Existenz als lebendiger Mensch und die Existenz meines Nicht-Lebens (oder mit anderen Worten der Zustands des Totseins) können keine zeitliche Schnittmenge haben. Der Zeitpunkt der Zeugung und der Zeitpunkt des Todes sind die Grenzsteine, die beide von einander trennen. Da ich somit den Zustand des Todes weder erleben, noch erfahren kann, gibt es nichts was, an diesem Zustand für mich schrecklich sein könnte, was ich fürchten könnte.
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Dieser Satz entstand als Übersetzung von Satz Nr. #1201840
hinzugefügt von Pfirsichbaeumchen, am 25. Juli 2012
verknüpft von Pfirsichbaeumchen, am 25. Juli 2012
verknüpft von al_ex_an_der, am 3. Oktober 2012